Road Racing: David „Datzi“ Datzer und seine erfolgreiche Saison.

4. Oktober 2022

München. In der Saison 2021 feierte BMW Racer David „Datzi“ Datzer zunächst seinen ersten Podiumsplatz und dann seinen ersten Sieg in der International Road Racing Championship. In diesem Jahr drehte der 30-jährige Bayer aus dem Team MTP-Racing dann richtig auf und lieferte seine bisher beste Saison in der IRRC ab. Mit einem Sieg und sieben Podiumsplätzen in neun Rennen kämpfte er bis zum Schluss um den Titel. Beim Finale in Frohburg musste sich Datzer seinem belgischen Rivalen Vincent Lonbois nur knapp geschlagen geben und beendete die Saison als Gesamtzweiter und bester BMW Pilot.

David Datzer

© Milan Kubin

Neben seinen Einsätzen in der IRRC startete Datzer in diesem Jahr zudem zum zweiten Mal bei seinem absoluten Lieblingsevent – bei der Isle of Man TT. Im Interview spricht der BMW Racer aus Vilsbiburg über seine Saison, den Titelkampf in der IRRC, die Faszination Isle of Man und mehr.

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David Datzer im Interview.

© Milan Kubin

David, herzlichen Glückwunsch zu deiner bisher besten Saison in der IRRC. Du hast bis zum Schluss um den Titel gekämpft – und das Finale in Frohburg war noch einmal extrem spannend. Wie hast du es erlebt?

David Datzer: „Es war auf jeden Fall sehr spannend. Wir hatten als Tabellenführender vor dem Finale genau drei Punkte Vorsprung. Das erste Rennen war wirklich sehr schön. Wir hatten harte, aber faire Fights, und wir hatten extrem viel Spaß. Ich habe das Rennen dann als Zweiter beendet, da ich das Risiko nicht ganz gegangen bin, das Vincent Lonbois gegangen ist. Denn es hat immer wieder zu tröpfeln begonnen, und zum Schluss war es ziemlich nass. Da habe ich mir gesagt, bevor ich das Motorrad kaputt mache, fahre ich lieber sicher ins Ziel und schaue dann, wie es im zweiten Rennen läuft. In der letzten Kurve ist mein BMW Markenkollege Didier Grams noch an mir vorbei auf Rang zwei, er war in dem Moment der Schnellere und konnte das Risiko gehen. Doch er hat mich dann wieder vorbeigelassen, um mir die Punkte nicht wegzunehmen. Das war sehr fair und zeigt den Zusammenhalt. Nachdem ich ihm am Anfang der Saison mit Teilen geholfen habe, sind wir jetzt quitt (schmunzelt).

So hatte ich dann im zweiten und finalen Rennen zwei Punkte Rückstand auf Vincent, der wieder die Tabellenführung übernommen hatte. In diesem zweiten Rennen war es dann komplett nass. Ich war zuvor das Open-Rennen gefahren, bin dort Zweiter geworden und habe mich im Regen super wohl gefühlt. Ich hatte da eine super Pace und bin auch die schnellste Rennrunde gefahren. Da habe ich gesagt: Für die IRRC ist das ideal, genau meine Voraussetzungen, meine Wetterbedingungen. Doch leider sollte es nicht sein. Gleich in der ersten Kurve bin ich per Highsider abgestiegen. Ich weiß immer noch nicht, warum. Wahrscheinlich habe ich ein kleines Wasserbächlein erwischt, und darauf bin ich dann ausgerutscht, weil ich der Erste war, der dort drüber gefahren ist. Aber, Shit happens, ich bin aufgestanden, weitergefahren und habe es noch bis auf Platz 13 geschafft. Doch die Punkte haben nicht ganz gereicht, um Vincent im Titelkampf noch abzufangen.“

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Es war einfach nur gigantisch und geil.

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David Datzer

© Milan Kubin

Was hat am Ende überwogen – warst du enttäuscht, dass es nicht ganz geklappt hat mit dem Titel oder hast du dich über den tollen zweiten Gesamtrang gefreut?

Datzer: „Natürlich hatte ich im ersten Moment nach der Zieldurchfahrt einen Emotionsausbruch, und natürlich hatte man da Tränen in den Augen. Aber rückwirkend muss ich sagen, dass es einfach eine fantastische Saison war. Wir haben über die gesamte Saison eine gute Performance gezeigt. Sicherlich war ab und zu auch Pech dabei, mit technischen Problemen und unverschuldeten Stürzen, die nicht hätten sein müssen. Doch wenn man in einer Meisterschaft mit drei Punkten Vorsprung ins letzte Rennwochenende geht und vor dem finalen Rennen mit zwei Zählern Rückstand um den Titel fährt, mit jemanden, der extrem stark ist – dann muss ich sagen: Es war einfach nur gigantisch und geil.“

Im vergangenen Jahr hast du in der IRRC deinen ersten Podiumsplatz und deinen ersten Sieg geholt. Dieses Jahr waren es in neun Rennen ein Sieg und sieben Podiumsplätze. Was hat dich so stark gemacht?

Datzer: „Über den Winter habe ich mich mit viel Training fit gehalten, und ich habe jetzt ein richtig gutes Gefühl auf meinem Motorrad. Das macht natürlich viel aus. Die Kombination aus Motorrad, Fahrer und Kondition. Und meine Gegner machen mich stark. Mit jemandem wie Vincent Lonbois Rennen zu fahren, das ist eine andere Hausnummer. Da muss man an sich wachsen, und ich glaube, ich habe einfach einen guten Kompromiss aus allem gefunden. Ich hatte eine sehr, sehr gute, sichere Pace. Und natürlich hat mich der Erfolg bei der Isle of Man TT zusätzlich gepusht.“

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© Milan Kubin

In diesem Jahr warst du zum zweiten Mal bei der Isle of Man TT dabei, deinem Lieblingsevent, wie du uns schon einmal verraten hast. Was macht die Faszination der IoM TT aus?

Datzer: „Es sind einfach die Strecke und die Leute, die dort fahren. Es ist nun einmal die gefährlichste Strecke der Welt. Als ich 2019 zum ersten Mal dort war, habe ich mich noch nicht ganz so wohl gefühlt. Da war ich noch sehr vorsichtig. Aber jetzt mit dem starken Team im Hintergrund, mit dem passenden Equipment und den finanziellen Mitteln konnte ich einfach befreiter fahren. Und das auf einem Motorrad, dass ich seit eineinhalb Jahren bestens kenne. Es war ein Ankommen. Ich habe mich mit jeder Runde sicherer gefühlt, und irgendwann war es dieselbe Routine wie wenn du auf eine Rennstrecke gehst. Man ist seinen Flow gefahren und wurde Stück für Stück immer etwas schneller. Das hat in meinem Herzen noch einmal etwas angerichtet, so dass ich gesagt habe: Das möchte ich noch einmal machen, das hat so viel Spaß gemacht. Wenn es sicher ist, ist es auch nicht viel anders, als auf der Rennstrecke oder in der IRRC zu fahren.“

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Man ist seinen Flow gefahren und wurde Stück für Stück immer etwas schneller.

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David Datzer

© Milan Kubin

P20 im Superstock-Rennen und P19 in der Senior TT – wie zufrieden bist du mit deiner Performance bei der IoM TT?

Datzer: „Mehr als zufrieden. Ich bin eigentlich mit der Voraussetzung dorthin gekommen, dass ich mich qualifizieren wollte. Denn von 73 Fahrern können sich nur 50 für das Rennen qualifizieren. Als ich dann in den ersten Trainings gleich 18. im Gesamtklassement war, sagte ich mir: Wow, also die Frage nach der Qualifikation stellt sich jetzt gar nicht mehr. Und so ging es dann über die gesamte Trainingswoche. Und in den Rennen ist es dann super gelaufen, auch wenn kleine Probleme mit der Technik gab. Sonst wäre noch mehr drin gewesen als Platz 19. So hieß es dann verwalten und ankommen. Denn das Superbike-Rennen konnte ich wegen eines technischen Defekts leider nicht beenden.“

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© Milan Kubin

Auf der Isle of Man und beim IRRC-Finale in Frohburg bist du in einer Lederkombi in den bayerischen Farben angetreten. Wie wichtig ist dir als internationalem Rennfahrer die Verbundenheit zu deiner Heimat Bayern?

Datzer: „Die Verbundenheit ist sehr groß. Es gibt nicht viele Deutsche oder Bayern, die auf der Isle of Man fahren oder generell so einen Wahnsinn machen. Ich bin sehr stolz darauf, wenn ich meine Farben präsentieren kann. Das war ein kleines Goodie von meinem Lederkombi-Hersteller. Der hatte die Idee dazu, dass ich bei meiner ersten Senior TT mit dieser Kombi in den bayerischen Farben fahre. Die ist aufgefallen und war überall in den Medien abgebildet. Und die Leute freuen sich heute noch, wenn sie mich damit sehen.“

Blicken wir zum Abschluss in die Zukunft. Was sind deine Pläne und Ziele für 2023?

Datzer: „Unser Plan wäre, im nächsten Jahr an der North West 200 teilzunehmen. Dann ist auf jeden Fall die IoM TT geplant. Das sollte fix sein. Und natürlich ist die IRRC wieder eine Option für das kommende Jahr, ich sehe mich aber auch ein bisschen in anderen Fahrerlagern um.“

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