Ben Young: Starke Aufholjagd zum erneuten Titelgewinn.
München. Als die Saison 2023 in der Canadian Superbike Championship (CSBK) im Mai in Shannonville begann, trat BMW Fahrer Ben Young auf seiner Van Dolder’s Home Team BMW M 1000 RR als amtierender Meister an. Als die Saison im September ebenfalls in Shannonville endete, wurde Young erneut zum Champion gekrönt und feierte seinen dritten Titelgewinn in der Serie. Dazwischen gab es eine aufregende Saison mit einigen Rückschlägen, aber vor allem einer fantastischen Aufholjagd. Zwischenzeitlich hatte Young in der Meisterschaft einen Rückstand von 36 Punkten. Doch er startete auf seiner BMW M 1000 RR ein Comeback und gewann fünf Rennen in Folge. Zwei dieser Siege holte er in den ersten beiden Läufen des Finalwochenendes in Shannonville. Dies reichte aus, um den Titel vor dem letzten Rennen des Jahres zu feiern. Darüber hinaus sorgten Young, sein BMW Kollege Sam Guerin sowie andere BMW Racer dafür, dass der Herstellertitel an BMW ging. Im Interview sprechen wir mit Young über dieses beeindruckende Jahr.
Bild oben © Damian Pereira
Bild rechts © Rob O'Brien
Ben Young
© Damian Pereira
Ben, herzlichen Glückwunsch zu deinem dritten Titelgewinn in der CSBK. Was für eine Saison! Wie würdest du sie in drei Worten beschreiben?
Ben Young: „Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Das sind fünf Wörter, aber... (lacht).“
Du bist mit P2 auf dem Podium im ersten Rennen in die Saison gestartet, aber dann wurden die Dinge schwieriger. Doch dann gelang dir diese großartige Aufholjagd mit fünf Siegen in Folge. Was war der Schlüssel zum Erfolg?
Young: „Ich denke, das Wichtigste war, dass wir wussten, dass wir es können. Wir hatten nur einfach nie die Gelegenheit, unser Potenzial zu zeigen. Im ersten Rennen, wie du gesagt hast, sind wir im Regen auf dem zweiten Platz gelandet. Im trockenen zweiten Lauf hatten wir dann ein mechanisches Problem. Doch wir wussten, dass wir diese Rennen hätten gewinnen können, wenn es perfekt für uns gelaufen wäre, was aber nicht der Fall war. Es war auch unser erster Einsatz mit der neuen BMW M 1000 RR. Das Wichtigste war also zu wissen, dass wir es können. Ich wusste, dass wir zum Canadian Tire Motorsports Park kommen und dort alle drei Rennen gewinnen können. Und zum Glück hat Sam Guerin auf der BMW in diesen drei Rennen den zweiten Platz geholt, was uns in unserer Titeljagd enorm geholfen hat. Denn mein Rivale kam nur jeweils auf den dritten Rang. Damit haben wir an diesem Wochenende viele wichtige Punkte gesammelt. Der Schlüssel war, nicht aufzugeben, immer zu wissen, was wir können, und endlich allen zeigen zu können, welche Pace die BMW M 1000 RR wirklich hatte.“
Ben Young
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Gab es also nie einen Moment in der Saison, in dem du angefangen hast, daran zu zweifeln, dass der Titel möglich wäre?
Young: „Ich denke, nach dem vierten Rennen der Saison, kamen viele Zweifel auf. In diesem Rennen hatte ich einen Sturz. Ich konnte zwar danach weiterfahren, wurde aber nur Elfter. Bei einer so kurzen Saison ist es wirklich schwierig, wieder aufzuholen, wenn man ein schlechtes Rennen hatte. Und ich hatte zwei schlechte Rennen. Doch ich fühlte, dass ich nichts mehr beweisen musste. Ich hatte die Startnummer eins aus den Jahren zuvor. Also hatte ich bereits bewiesen, dass ich ein Champion sein kann. So konnte ich einfach rausgehen, mein Motorrad fahren und Spaß haben. Und das war das Wichtigste: Wir hatten immer viel Spaß als Team. Ich habe meine Konkurrenten im Fahrerlager gesehen, und sie schienen immer sehr ernst zu sein, während wir immer Spaß haben. Mein Crewchief, mein Mechaniker, wir alle machen Witze. Und man muss im Leben Spaß haben, um es zu genießen, oder? Der Spaß hat uns auch geholfen, weiter an uns zu glauben. Und es war sehr befriedigend, dass es mir gelungen ist, mich zurückzumelden. Denn als in meine ersten beiden Titel gewonnen habe, führte ich vom Saisonstart bis zum Ende. Das ist also der erste Titel, den ich gewonnen habe, nachdem ich in der Rolle des Jägers war. Ich habe in der Meisterschaft nicht geführt, bis ich sie gewonnen habe. Das war auch super. Und es hat einigen Leuten, den Zweiflern, gezeigt, dass ich es kann und dass ich erstklassige Performances bringen kann, wenn es darauf ankommt.“
Ben Young
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War es ein Schlüssel zum Erfolg, immer diese gute Stimmung im Team zu haben?
Young: „Ja, das denke ich schon. Niemand setzt mich unter Druck außer mir selbst. Meine Eltern sind da, um Spaß zu haben, meine Mutter kocht Mahlzeiten für das Team, mein Vater hilft bei den Reifen und so weiter. Ich arbeite seit 2016 mit meinem Mechaniker Scott, meinem Crewchief Willie und meinem Datentechniker Steve zusammen. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern sind im Laufe der Jahre Freunde geworden. Es ist immer schön, Freunde um sich zu haben, das bringt den Spaß. Absolut, ich sehe diese Stimmung als Schlüssel zum Erfolg. Es ist besser, als die ganze Zeit unter Druck zu stehen.“
Das entscheidende Manöver in Shannonville
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Wie war das Gefühl nach deinem Sieg im zweiten Rennen in Shannonville, als du wusstest, dass du es geschafft hast?
Young: „Es war wirklich großartig, denn ich hätte auch auf dem zweiten Platz landen können und genug Punkte haben können, um den Titel am Sonntag zu gewinnen. Die letzten beiden Male, als ich Meister wurde, habe ich immer nur das gemacht, was nötig war. Ich habe den zweiten Platz belegt und so den Titel auf die konservative Art und Weise geholt. Doch dieses Mal war es anders. Mein Konkurrent Alex lag das ganze Rennen über bis zur letzten Runde in Führung. Dann kam der Moment, als ich mein Überholmanöver startete, alles gab und das Rennen gewann. Das war eine riesige Erleichterung. Und den Titel zu holen, indem man das Rennen gewinnt, anstatt nur Zweiter oder Dritter zu werden, war wirklich cool. Und wieder denke ich, dass es vielen Leute die Augen geöffnet hat. Dort kann man von der Tribüne aus mehr als die Hälfte der Strecke sehen, und alle sind aufgesprungen. Es war fantastisch, den Titel fix zu machen, indem man das Rennen mit diesem Überholmanöver gewinnt.“
Das muss auch cool für die Fans gewesen sein, das zu erleben...
Young: „Ja. Für mich als Rennfan sind das solche Momente, an die ich mich aus der Zeit erinnere, als ich als Kind auf der Rennstrecke war. Man hofft, dass man einige Leute inspirieren kann, und das ist eine solche Erinnerung, die man den Leuten geben kann. Sie können sich an dieses Rennen erinnern, weil es so gelaufen ist. Niemand hätte sich daran erinnert, wenn ich mit Platz zwei zum Titel gefahren wäre. Du erinnerst dich an das Überholmanöver in der letzten Runde. Das ist wichtig und auch eine coole Erinnerung für mich selbst – und hoffentlich für viele Leute.“
Ben Young
© Damian Pereira
Wie würdest du die Vorteile der BMW M 1000 RR beschreiben, die für einen Fahrer den Unterschied ausmachen?
Young: „Ich denke, das, was die BMW vor allem auszeichnet, ist die fortschrittliche Elektronik von BMW Motorrad Motorsport hat. Und natürlich hat die M etwas mehr Leistung als die S 1000 RR, die wir in den letzten Jahren eingesetzt haben. Wir haben einige Änderungen am Chassis vorgenommen, aber das Setup ziemlich ähnlich zur S 1000 RR gehalten, also gibt es in diesem Bereich keine drastischen Veränderungen. Etwas, das mir in diesem Jahr im Vergleich zu 2022 wirklich aufgefallen ist, ist die Aerodynamik. Wir haben nicht viele Strecken, auf denen wir von der Aero profitieren können, aber auf denjenigen, auf denen dies der Fall ist, fällt es wirklich auf. Da gibt es zum Beispiel eine Stelle im Canadian Tire Motorsports Park, wo man im sechsten Gang über einen Hügel kommt. Hier hilft sie, das Bike viel besser am Boden zu halten. Ich denke für uns ist es einfach ein großartiges Bike, um Rennen zu fahren. Wie gesagt, die Elektronik ist sehr fortschrittlich, und zum Glück habe ich großartige Leute um mich, die alles wissen, um kontinuierlich etwas weiter zu verbessern.“
Ben Young & Sam Guerin
© Damian Pereira
Ihr BMW Fahrer habt auch den Herstellertitel für BMW gesichert. Was bedeutet das für dich?
Young: „Es ist definitiv toll. Das ist eine relativ neue Wertung, die die Canadian Superbike Championship eingeführt hat. Lange Zeit sah es gut aus für Suzuki, aber am Ende haben wir es geschafft, diesen Titel zu holen. Ein Fahrermeisterschaft ist wichtig für den Hersteller, aber den Konstrukteurs-Pokal zu gewinnen, zeigt auch den Einsatz, mit dem BMW Rennsport betreibt und den Aufwand, mit dem das Motorrad entwickelt wird. Es zeigt, dass nicht nur ein einzelner Kerl mit dem Bike gut zurechtkommt, sondern dass dies mehrere Leute tun. Dieser Titel ist wichtig für mich, und es ist eine schöne Möglichkeit, der Marke etwas zurückzugeben für all das, was sie für uns macht.“
Wie sehen deine Pläne für die nächste Saison aus?
Young: „Für die nächste Saison stellen wir wieder das Superbike-Programm zusammen. Wir hatten ein Treffen mit BMW Motorrad Canada, um zu besprechen, was wir auf die Beine stellen können, und es sieht so aus, als würden wir das gleiche Programm aus diesem Jahr fortsetzen. Und vielleicht ergibt sich noch die Möglichkeit zu mehr.“