Kenny Foray: Mit Siegesserie zum dritten Titel.
München. 2017, 2022, 2023: Kenny Foray wurde in dieser Saison zum dritten Mal zum Champion der French Superbike Championship (FSBK) gekrönt. Nachdem der Saisonauftakt in Le Mans mit einem siebten und einem sechsten Platz nicht ganz nach Plan verlief, startete Foray auf seiner BMW M 1000 RR des Tecmas Racing Teams eine beeindruckende Aufholjagd. Bei der zweiten Runde in Nogaro sicherte er sich sein erstes Podium der Saison. Darauf folgte eine atemberaubende Siegesserie von sieben Siegen in acht Rennen. So kam Foray als Tabellenführer zum Saisonfinale in Le Castellet und sicherte sich den Titel mit einem zweiten Platz im vorletzten Rennen der Saison. Nach der Pflicht folgte die Kür: Der alte und neue Champion Foray schloss die Saison mit seinem achten Sieg des Jahres ab. Wir sprechen mit ihm über diese großartige Saison.
Bilder © Stéphane Valembois / SV Agency
Kenny Foray
© Stéphane Valembois / SV Agency
Kenny, herzlichen Glückwunsch zu deinem dritten Titel in der FSBK. Acht Siege in 14 Rennen: Was war dein Erfolgsgeheimnis?
Kenny Foray: „Es gibt viele, aber ich möchte einen Faktor hervorheben. Im vergangenen Jahr lief alles gut, aber nicht alles war zu 100 Prozent perfekt. Im Winter gab es einige Wechsel im Team. Und wenn du mit neuen Leuten arbeitest, musst du eine Art kleines Reset machen. Und ich denke, das war das Erfolgsgeheimnis in diesem Jahr, weil so jeder mit neuen Ideen ans Werk ging und wir manchmal auch neue Wege entdeckten. Es war direkt besser, und als wir unseren ersten Test im Januar hatten, war mein Gefühl sehr, sehr gut. Nach diesem Test wusste ich, dass es eine gute Saison werden würde. Natürlich kann man nach dem Test nicht sagen, ob man gewinnen kann oder nicht. Aber das Gefühl auf dem Motorrad war unglaublich, und danach war die Saison wirklich super.“
Kenny Foray
© Stéphane Valembois / SV Agency
Wie waren deine Emotionen nach dem schwierigen Saisonauftakt: ein wenig niedergeschlagen oder absolut bereit, zurückzukämpfen?
Foray: „Der Saisonauftakt war in Bezug auf die Ergebnisse ein wirklich schlechtes Wochenende – aber ein gutes Wochenende, was mein Feeling anging. Für mich gab es daher keinen Zweifel für den Rest der Saison. Wir hatten im ersten Rennen einfach Pech. Man kennt das: Du hast im Winter kein einziges Problem, und das erste Problem kommt zielsicher immer zu einer wirklich ungünstigen Zeit. Ich musste aus der Boxengasse starten, und es gab 44 Konkurrenten, also kann man sich vorstellen, dass der Weg nach vorn sehr lang war. Also war P7 nach einem Start von ganz hinten kein schlechtes Ergebnis. Und im zweiten Rennen kämpfte ich um den Sieg mit Mike di Meglio. Und wenn du im ersten Rennen ein schlechtes Ergebnis hast, willst du pushen und gewinnen. Also habe ich viel gepusht, und ich denke, es war ein wenig zu viel (lacht), und ich bin gestürzt. Aber ich hatte Glück, weil ich das Motorrad wieder aufheben und auf P6 ins Ziel fahren konnte. Das Fazit: Die Ergebnisse waren nicht gut, und niemand will die Saison so beginnen. Aber wir lagen nur 28 Punkte zurück, und das ist kein großes Problem, wenn noch zwölf Rennen übrig sind.“
Arnaud Sassone & Kenny Foray
© Stéphane Valembois / SV Agency
Danach hast du eine beeindruckende Siegesserie hingelegt. Ist alles ein wenig einfacher, wenn man einen so genannten „Lauf“ hat?
Foray: „Nun, während dieser Serie von sieben Siegen in acht Rennen gab es wieder einen Sturz. Und das war nicht einfach. Es war schwierig, weil alles gut lief, und wir wussten, dass wir den Punkterückstand schließen mussten. Wir kamen mit nur zwei Zählern Rückstand auf di Meglio nach Magny-Cours, und alles war gut. Aber dann gab es im ersten Rennen eine rote Flagge, als ich führte, und nach dem Neustart ging das Rennen nur noch über vier Runden. Das ist nie einfach, weil du wirklich pushen musst, und ich bin gestürzt. Danach betrug mein Rückstand zu di Meglio wieder 28 Punkte. Ich dachte immer, ich muss die ganze Zeit pushen, weil der Rückstand zur Spitze der Meisterschaft so groß war. Das war also meine Herangehensweise über die gesamte Saison. Ich habe viel mit meinem Bruder darüber gesprochen, und er sagte: ‚Kenny, es wird für dich nie einfach sein, eine Meisterschaft zu gewinnen. Du musst bis zum letzten Rennen kämpfen. Es ist so. Es war im vergangenen Jahr der Fall, und ich bin sicher, es wird auch dieses Jahr der Fall sein. Du musst einfach gewinnen und kämpfen, und ich bin sicher, du wirst es schaffen.‘ Also ist das immer in meinem Kopf: Ich muss gewinnen, gewinnen, gewinnen, gewinnen. Was ich dann auch getan habe. Okay, auf dem Papier sah es einfach aus, aber es war nie einfach. Denn wir waren immer die Verfolger, und wenn du einen kleinen Fehler machst, kannst du alles verlieren. Aber ich wusste, dass wir einen Vorteil hatten: Wir waren die Besten. Wir mussten nur Siege holen, um den Titel zu sichern.“
Kenny Foray
© Stéphane Valembois / SV Agency
Wann wusstest du, dass du wieder Champion sein würdest?
Foray: „Nach dem ersten Qualifying am ersten Rennwochenende der Saison. Ich wusste sehr früh, dass es möglich war, etwas wirklich Gutes zu erreichen. Denn wie gesagt: Mein Gefühl auf dem Motorrad war wirklich fantastisch, und alles lief gut. Und ich dachte: Normalerweise, wenn wir keinen Fehler machen, wenn ich keinen Fehler mache, können wir viele Rennen gewinnen. Nach dem ersten Rennen wusste ich, dass es möglich war. Aber ich habe diese Gedanken für mich behalten, weil ich nicht jedem sagen wollte: ‚Dieses Jahr werde ich Meister!‘ Aber ich selbst wusste früh in der Saison, dass es möglich war, den Titel wieder zu gewinnen.“
Du bist diese Saison die neue BMW M 1000 RR gefahren. Wie würdest du das Motorrad beschreiben?
Foray: „In der französischen Superbike-Meisterschaft ist die Konkurrenz so groß, dass es unmöglich ist, den Titel zu gewinnen, wenn du kein gutes Motorrad hast. Und mein Motorrad war perfekt, genauso wie meine Reifen. Für mich ist es derzeit das beste Motorrad, und ich habe auch den Vorteil, dass ich es sehr gut kenne. Natürlich kann man immer etwas verbessern, aber das Bike war wirklich sehr, sehr gut.“
Kenny Foray & Tecmas Racing Team
© Stéphane Valembois / SV Agency
Das Tecmas Racing Team um Arnaud Sassone scheint wie eine große Familie zu sein, und ihr fahrt sowohl in der FSBK als auch in der FIM Endurance World Championship, wo ihr bei den 24 Stunden von Le Mans den Sieg in der Superstock-Klasse geholt habt. Ist es eine große Familie?
Foray: "Ja, absolut, auch wenn es in diesem Jahr einige Veränderungen gab. Alle Jungs sind jung und wirklich motiviert. Und das macht die Zusammenarbeit sehr einfach. Es ist ein wirklich gutes Team, und die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist großartig. Man kann tatsächlich sagen, dass es eine Familie ist, besonders für mich, da ich schon viele Jahre bei Tecmas bin.“
24h Le Mans
Was war der Höhepunkt deiner Saison?
Foray: „Es gab mehrere. Natürlich gehören die 24 Stunden von Le Mans dazu. Direkt das erste Rennen des Teams in der Superstock-Klasse der FIM Endurance World Championship zu gewinnen, war großartig. Sicher, viele Leute sagten: ‚Ja, Tecmas kommt, sie kommen mit BMW, sie wollen gewinnen.‘ Aber auf Anhieb zu gewinnen, ist nicht einfach. Doch wir haben das geschafft, und für mich war das wirklich beeindruckend. Wir hatten ein wirklich gutes Tempo, wir haben Rundenrekorde aufgestellt, und für mich war es einfach ein großartiger Moment, mit dem Team und dem Pokal auf dem Podium zu stehen.“
Eine lange Saison ist jetzt vorbei, was machst du, um durchzuatmen und über den Winter wieder aufzutanken?
Foray: „Natürlich möchte man sich ausruhen, aber mir fällt es schwer, in meinem Haus zu bleiben, also trainiere ich normalerweise viel. Ich liebe das. Ich muss immer Sport machen. Also laufe ich viel und genieße die restliche Zeit mit meiner Familie.“