Interview: Ben Young sichert sich seinen zweiten CSBK-Titel.

17. August 2022

München. Der Champion 2022 in der Canadian Superbike Championship heißt: Ben Young. Beim Saisonfinale am vergangenen Wochenende im Canadian Tire Motorsports Park sicherte sich der BMW Racer aus dem Van Dolder’s Home Team seinen zweiten Titel nach 2019. Darüber hinaus ging der Konstrukteurstitel in der CSBK in dieser Saison an BMW.

Drei Rennen standen zum Abschluss der Saison noch einmal auf dem Programm. In Lauf eins am Samstag holte sich Young seinen fünften Sieg des Jahres. Im zweiten Rennen am Sonntag reichte ihm der zweite Platz hinter Dauerrivale Alex Dumas (Suzuki), um den Titelgewinn fix zu machen. Das dritte und letzte Rennen wurde nach einer roten Flagge auf drei Runden verkürzt. Young lag zum Zeitpunkt des Abbruchs in Führung, aber es wurde das Ergebnis der vorherigen Runde gewertet, so dass der Champion die Saison mit einem weiteren zweiten Rang abschloss. Dies war – saisonübergreifend – Youngs 16. Podiumsplatz in Folge. Gleichzeitig fuhr er den 85. CSBK-Podiumsplatz in Folge von BMW ein. Allein in den neun Rennen des Jahres 2022 holte Young fünf Siege und vier zweite Plätze. Mit dem Resultat des letzten Rennens stand zudem BMW als Sieger der Konstrukteurswertung fest.

Im ausführlichen Interview spricht Champion Young über seine Meistersaison.

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Ben Young im Interview.

Ben Young © Damian Pereira

Das Saisonfinale im CTMP war ein Triple-Header. Du hast das erste Rennen gewonnen, und mit Platz zwei im zweiten Rennen hattest du den Titelgewinn sicher. Was ging dir durch den Kopf als du wusstest, dass du wieder Champion bist?

Ben Young: „Ja, mit Platz zwei habe ich den Titel fix gemacht. Alex Dumas und ich hatten einen Vorsprung von 20 Sekunden auf den dritten Platz, also wusste ich, dass ich nichts Dummes riskieren musste, um den Titel zu gewinnen. Ich wusste, dass es reichen würde, als Vierter oder besser ins Ziel zu kommen. Ich habe natürlich versucht, das Rennen zu gewinnen, aber wenn das nicht klappt, wäre ich auch mit dem zweiten Platz zum Titelgewinn happy. Es war eine große Erleichterung, denn wir alle haben das ganze Jahr über so hart gearbeitet, um es möglich zu machen. Und aufgrund von Covid war 2019 das letzte Jahr, in dem wir zuvor einen vollständigen Kalender hatten. Dieses Jahr wieder alle Rennen zu haben und es dann zu schaffen, war super. Für mich war das fast wie zwei aufeinander folgende Titel, da wir in den beiden Jahren dazwischen jeweils nur den halben Kalender hatten. 2019 die Meisterschaft zu gewinnen und dies 2022 wieder zu schaffen, war großartig. Es war schön, wieder auf all den Strecken zu fahren, auf denen wir seit 2019 nicht mehr waren. Von daher war es eine große Erleichterung für das gesamte Team. Wir hatten mit dem neuen Bike keine einfache Vorsaison, deshalb war es klasse, dass alles so funktioniert hat. Und als wir das Bike bei 100 Prozent hatten, war es perfekt.“

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Ben Young © Damian Pereira

Es gibt eine Besonderheit bezüglich der BMW M 1000 RR, mit der du in dieser Saison gefahren bist: Das ist das Bike, das du im vergangenen Jahr als Sieger der BMW Motorrad Race Trophy als Preis bekommen hast …

Young: „Das ist es, ja. Wir haben beschlossen, unser Rennmotorrad daraus zu machen. Ja, es war das Race Trophy Bike, mit dem wir die Meisterschaft gewonnen haben.“

Du hast darüber gesprochen, dass es nicht einfach war, das Bike in der Vorsaison vorzubereiten. Welche Herausforderungen musstet ihr meistern?

Young: „Die größte Herausforderung war Covid, mit allem, was es mit sich brachte, zum Beispiel dass Teile festhingen und wir sie verspätet bekommen haben. In den ersten beiden Rennen des Jahres sind wir mit der BMW S 1000 RR gefahren, weil wir die M noch nicht vollständig aufbauen konnten. Dann haben wir Teile der S für die M verwendet, und die S hatten wir für den Fall der Fälle als Ersatzbike dabei. Es war wirklich schwierig, weil die Teile wegen Covid knapp waren. Und auch das Reisen war nicht so einfach. Hier in Kanada haben wir bis April oder Mai Schnee. Deshalb müssen wir im Winter in die USA nach Florida zum Testen, aber wegen Covid konnten wir zu Beginn des Jahres noch nicht über die Grenze. Das alles hat es erschwert, auf Anhieb schnell zu sein. Aber sobald alles gepasst hat, hat alles bestens funktioniert.“

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Ben Young © Damian Pereira

Neun Rennen, alle auf dem Podium, fünf Siege, vier zweite Plätze. Was hat dich so stark gemacht?

Young: „Ich habe einfach ein großartiges Team um mich herum. Ich arbeite mit diesen Jungs seit 2016, und wir alle kennen unsere Stärken und Schwächen. Und da wir schon so lange zusammenarbeiten, können wir aus unseren Schwächen Stärken machen. Wir hatten vor der Saison nicht viel Zeit auf der Strecke, aber da wir uns so gut kennen, wusste mein Crewchied Willy genau, wie ich mir ein Bike wünsche und wie ich es fahre. Gleiches gilt für meinen Mechaniker Scott, der die Bikes aufbaut und vorbereitet. Er weiß genau, was wir tun müssen und wie alles funktioniert. Das war definitiv eine unserer großen Stärken, als wir in die Saison gegangen sind. Und eines ist klar: Ohne diese Jungs wäre es unmöglich gewesen, die Meisterschaft zu gewinnen.“

Alle Rennen auf dem Podium, das klingt wie ein Spaziergang ... Doch du hast bereits den Vorjahresmeister Alex Dumas erwähnt, und ihr habt euch einen engen Kampf geliefert ...

Young: „Ja, ganz sicher. Alex und ich waren das ganze Jahr über praktisch unzertrennlich. Sogar im letzten Rennen: Da sind wir im Qualifying um die Poleposition exakt dieselbe Zeit gefahren. Und im Rennen am Samstag sind wir mit einem Abstand von 0,000 in die letzten Runde gegangen, wir waren direkt nebeneinander. Zum Glück konnte ich ihm im Finish schlagen und habe gewonnen. Wir haben uns definitiv gegenseitig gepusht, und wir haben die Messlatte hier in Kanada ein bisschen höher gelegt.“

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Ben Young © Damian Pereira

Welches Rennen würdest du als dein bestes der Saison bewerten?

Young: „Ich denke, das war das zweite Rennen im Atlantic Motorsports Park. Alex ist bei den Starts sehr stark, aber ich ging als Erster in die erste Kurve und lag die erste Runde über in Führung. Doch dann kam eine rote Flagge, und beim Re-Start war ich in der ersten Kurve nur Vierter. Nach zwei, drei Runden hatte ich mich wieder auf Platz zwei verbessert, doch Alex hatte inzwischen einen Vorsprung von zwei oder sogar drei Sekunden auf mich herausgefahren. Es ist mir jedoch gelungen, ihn einzuholen, und dann hat es während des Rennens begonnen, zu regnen. Wir mussten sehr vorsichtig fahren, um nicht zu stürzen. Das war recht schwierig, denn es war eher leichter, kein starker Regen, deshalb wurde das Rennen nicht gestoppt. Alex und ich kämpften ein bisschen an der Spitze. Doch da Alex im Rennen zuvor einen Crash und ich in der Meisterschaft ein gewisses Polster hatte, entschied ist, dass ich dieses Rennen nicht gewinnen muss. Ich musste nur ins Ziel kommen – für die Meisterschaft. Also ließ ich Alex vorbei, doch zwei Runden vor Schluss war ich wesentlich schneller als er und beschloss, ihn doch wieder zu überholen. In der letzten Runde habe ich dann noch einmal richtig Gas gegeben. Ich habe dieses Rennen gewonnen, und das Tolle daran war, dass ich das eigentlich gar nicht unbedingt vorhatte und dass es einfach so passiert ist. Ich wäre wirklich mit dem zweiten Platz sehr zufrieden gewesen, da ich nicht gewinnen musste. Das hat den Sieg noch besser gemacht.“

Im letzten Rennen der Saison wurdest zu Zweiter, und BMW hat den Konstrukteurstitel gewonnen. Hat dies für dich auch eine besondere Bedeutung?

Young: „Ja, absolut. Es war etwas unglücklich, denn das letzte Rennen sollte eigentlich über 18 Runden gehen, doch in Runde vier kam wegen eines Unfalls die rote Flagge. Das Rennen wurde für beendet erklärt und mit dem Stand der Runde zuvor gewertet. Deshalb war es nur ein Drei-Runden-Rennen. Das war nicht die Art und Weise, wie wir die Saison beenden wollten, denn ich wollte es gewinnen. Und das wäre auch der Fall gewesen, wenn nicht eine Runde vorher gewertet worden wäre. So ging der Sieg an Alex. Das ist Racing, aber zum Glück ist es uns gelungen, den Herstellertitel für BMW zu holen. Natürlich war der Fahrertitel mein Ziel, aber ich wollte auch unbedingt, dass BMW den Titel gewinnt, da ich seit 2016 ein Teil der Familie bin. Die Jungs sind so super zu mir, und wir wollten unser Bestes geben. Deshalb haben Sam Guerin, Michael Leon und ich das ganze Jahr sehr hart gearbeitet, um den Herstellertitel für BMW zu sichern. Es war großartig für das Team und mich, dass uns das gelungen ist.“

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