IRRC-Sieger David Datzer: „Die Emotionen waren überwältigend!“
München. Diesen Sonntag, den 15. August 2021, wird David Datzer so schnell nicht vergessen: Am Tag zuvor hatte er im tschechischen Hořice sein erstes Podium in der International Road Racing Championship geholt, und nun feierte der BMW Racer aus dem Team MTP Racing seinen ersten Sieg in der Serie. 2015 war Hořice der Ort, an dem er seinen ersten Gaststart im Road Racing absolvierte, seit 2016 gehört der 29-jährige Deutsche zum festen Starterfeld in der IRRC.
Datzer lebt im bayerischen Vilsbiburg. Beruf und Rennsport, das ist bei den Datzers eine Familienangelegenheit. Er arbeitet als Zweirad-Mechatroniker im väterlichen Betrieb, und als Familie betreiben die Datzers auch das Road Racing. Zudem ist er für BMW Motorrad als Testfahrer aktiv. Im Interview beschreibt David Datzer seine Emotionen auf dem Siegerpodest in Hořice. Er spricht auch über die besondere Faszination des Road Racings, den Mythos Isle of Man, die BMW Familie und seine weiteren sportlichen Träume.
David Datzer im Interview.
Herzlichen Glückwunsch – es war ein super Wochenende in Hořice. Im ersten Rennen, trotz eines offenen Airbags, der erste Podiumsplatz in der IRRC und dann im zweiten Rennen der erste Sieg. Was bedeutet dir dieser Erfolg?
David Datzer: „Dieser Erfolg bedeutet mir sehr, sehr viel. Denn seit 2015 träume ich davon, in der IRRC auf das Podium zu fahren. Dann noch einen Sieg zu holen, ist natürlich der absolute Wahnsinn – und das vor der Traumkulisse in Hořice, wo ich damals meinen allerersten Gaststart im Road Racing absolviert habe. Das Ganze vor den tollen Zuschauern, auch noch mit persönlichen Bestzeiten, das war schon immer ein Traum, und jetzt haben wir es geschafft.“
Wie war das Gefühl, als der Traum erfüllt war und du auf der obersten Stufe des Podiums standest?
Datzer: „Das waren unheimliche Emotionen. Es war auch immer ein Kampf, denn wir waren lang mit unterlegenem Material unterwegs, und jetzt waren wir mit der BMW S 1000 RR so konkurrenzfähig. Auch körperlich waren wir fitter. In mir ist in diesem Moment alles durchgegangen. Die Emotionen waren überwältigend. Vor allem auch, weil ich vor 17 Jahren meiner Mutti zu ihrem Geburtstag am 15. August das erste Podest geschenkt habe – damals als Zwölfjähriger im ADAC Mini-Bike Cup – und jetzt eben 17 Jahre später der erste Sieg in der IRRC am Geburtstag meiner Mutter.“
Du hast das Bike angesprochen: BMW ist im Road Racing äußerst konkurrenzfähig. Was macht die Stärken des Bikes aus?
Datzer: „Auf jeden Fall die Motorleistung und das Handling. Das Bike ist für mich sehr, sehr schön zu fahren und die gesamte Charakteristik der BMW ist einfach der Wahnsinn.“
Was macht für dich den Reiz des Road Racings aus?
Datzer: „Wir sind deshalb ins Road Racing eingestiegen, weil wir uns international beweisen wollten, aber finanziell nie das Geld für die Rundstrecke hatten. Das war einfach zu teuer. So haben wir ins Road Racing reingeschnuppert. Ich hatte schon immer großes Interesse daran, vor allem an der Isle of Man. Ich habe dann die IRRC entdeckt, und wir sind eingestiegen. Das Tolle an der Serie ist auch, dass alles noch so nah an den Zuschauern ist, und nicht so versteckt hinter verschlossenen Fahrerlagertüren. Das hat uns richtig gut gefallen, das Offene in der IRRC.“
Grundsätzlich scheint in der IRRC eine sehr familiäre Atmosphäre zu herrschen...
Datzer: „Ja, absolut. Es ist eine riesengroße Familie. Man hilft sich gegenseitig, der Konkurrenzkampf ist zwar da, das ist auf der Rennstrecke ganz normal, aber im Fahrerlager ist immer die Hilfe an erster Stelle. Egal ob in der IRRC oder bei der Isle of Man TT – es hilft einem jeder, es ist eine große Gemeinschaft.“
Was muss man als Fahrer mitbringen, um im Road Racing erfolgreich zu sein?
Datzer: „Wir haben klein angefangen, eben von der Rundstrecke zum Road Racing, und jahrelang reingeschnuppert. Dabei haben wir uns Stück für Stück verbessert. Ich würde sagen: Man muss einfach Bock drauf haben und es langsam und mit Hirn angehen. Das ist im Road Racing der Schlüssel zum Erfolg.“
Was sind deine absoluten Lieblingsevents im Road Racing?
Datzer: „Mein absolutes Lieblingsevent war bis jetzt die Isle of Man TT, bei der ich 2019 zum ersten Mal angetreten bin. Damals war ich Newcomer auf der 600er, und für 2022 sind wir ein fester Bestandteil mit der BMW. Dann sind auch Hořice und Imatra ganz weit vorn mit dabei. Hořice eben durch meinen Anfang damals im Road Racing und weil die Leute dort in Tschechien super gut drauf sind. Imatra war früher eine WM-Strecke, und es war klasse, dass wir nach Jahrzehnten als Erste wieder auf dieser Strecke unterwegs sein durften. Auch die Mentalität der Finnen ist toll, das Land ist schön, und die Strecke gefällt mir sehr gut.“
Was macht aus Fahrersicht den Mythos der Isle of Man TT aus?
Datzer: „Das ist immer schwierig zu erklären. Es ist ein Traum für jeden Road Racer, bei der Isle of Man TT zu starten. Wir durften diesen Traum leben, wir wurden vom Veranstalter eingeladen. Diesen Mythos zu beschreiben, ist sehr schwierig. Es ist einfach das ultimative Road Racing, und dort musst du alles mitbringen, was du gelernt hast. Aus Fahrersicht kann man das gar nicht so beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man dann wirklich dort fahren darf, oder auch ins Ziel kommt. Das ist hammermäßig, das ist das Krasseste, was es im Road Racing gibt.“
Ein weiteres legendäres Rennen ist Macau – wäre das auch etwas für dich?
Datzer: „Macau ist natürlich seit ein paar Jahren auf meiner Wunschliste. Im vergangenen Jahr hätten wir die Chance gehabt, dort zu fahren, aber aufgrund der Corona-Pandemie wurde daraus nichts. Jetzt haben wir vor, wenn es funktioniert, nächstes Jahr in Macau an den Start zu gehen.“
Es ist richtig schön, so ein Teil der BMW Familie zu sein.
“David Datzer
Du nimmst auch schon seit vielen Jahren an der BMW Motorrad Race Trophy teil. Wie sehr fühlt man sich dadurch als Teil der BMW Familie?
Datzer: „Das ist super. 2016 habe ich in der Race Trophy einen kleinen Titel bekommen, als bester Newcomer ohne Stürze. Es ist richtig schön, so ein Teil der BMW Familie zu sein. Denn die Hilfe ist immer da, und in der Race Trophy fahren die besten der besten BMW Fahrer. Da mitmischen zu dürfen, ist absolut super.“
Gibt es einen Traum, den du dir noch erfüllen möchtest?
Datzer: „Eigentlich habe ich meinen Traum mit der Teilnahme bei der TT und dem Sieg in der IRRC schon erfüllt. Jetzt wäre Macau noch auf meiner Liste, und die anderen internationalen Road Races wie das Northwest 200 oder der Ulster Grand Prix. Das wären aus Rennsportsicht noch meine Träume.“