Sykes: „Ich möchte Rennen gewinnen“.

5. April 2021

Barcelona. Tom Sykes ist sozusagen das „Urgestein“ im BMW Motorrad WorldSBK Team und seit der ersten Stunde dabei. 2021 geht der Brite in seine dritte Saison mit BMW – nach zwei Jahren auf der BMW S 1000 RR nun mit deren Nachfolgerin, der BMW M 1000 RR. Ein Motorrad, in dessen Entwicklung Sykes eng eingebunden war. Nach den Testtagen in Barcelona erläutert Sykes im exklusiven Interview, welche Fortschritte BMW Motorrad Motorsport mit dem neuen Bike gemacht hat, was er sich für 2021 vorgenommen hat, welche Highlights auch die Serienversion der BMW M 1000 RR für die Straße bietet und mit welchen BMW Modellen er privat sehr gern unterwegs ist.

Tom Sykes im Interview.

Tom Sykes auf der neuen BMW M 1000 RR

Tom, ihr habt gerade zwei Tage lang in Barcelona getestet. Wie zufrieden bist du mit den beiden Tagen?

„Wir haben in der BMW M 1000 RR unser neues Motorrad, und das gesamte BMW Motorrad WorldSBK Team war über die Wintermonate sehr beschäftigt. Das gesamte BMW Projekt hat sehr viel Arbeit in dieses neue Bike gesteckt. Und es war vom ersten Moment, als ich es in der Werkstatt gesehen habe und von den ersten Runden an klar, dass dieses Bike mehr auf die Rennstrecke als auf die Straße ausgelegt ist. Ich war sehr happy, dass wir die Testtage in Barcelona hatten. Gleichzeitig war es auch gut, den Vergleich mit einigen unserer Mitbewerber zu haben, denn wir wissen nun besser, wo unsere Einschränkungen noch liegen und können weiter an diesen Bereichen arbeiten. Aber grundsätzlich sind die ersten Zeichen meiner Meinung nach gut. Wir brauchen jetzt nur noch ein bisschen mehr Zeit, um das Paket für die Saison fertig zu bekommen.“

An welchen Bereichen des Bikes habt ihr beim Barcelona-Test vor allem gearbeitet?

„Wir haben diese und jene Dinge am Chassis bestätigt. So haben wir zum Beispiel mit einer anderen Schwinge gearbeitet, einer anderen Geometrie des Motorrads, und an verschiedenen Dingen am Chassis. Insgesamt lief das beim Test in Jerez und dann in Barcelona sehr gut. Wir konnten einige Dinge bestätigen. Die Jungs haben in den vergangenen Monaten sehr hart gearbeitet, und es gibt eine Menge kleine Anpassungen, durch die wir uns arbeiten müssen, damit wir in den kommenden Wochen alles für eine gute Basis für den Aragón-Test zusammenbringen.“

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Tom Sykes

Mit welchen Bereichen bist du bereits zufrieden und wo ist noch Luft nach oben?

„Wir haben definitiv – und hier geht mein Dank an alle Beteiligten – mit dem Motor einen großen Schritt nach vorn gemacht. Nun müssen wir nur noch an der Chassis-Abstimmung und ein bisschen an der Elektronik arbeiten, damit wir das Beste aus diesem Motor herausholen können. Das ist sehr positiv, denn im vergangenen Jahr hatten wir diesen Luxus nicht. Nun haben wir den Motor, dessen Performance wir ausnutzen können. Zudem machen wir auch Fortschritte in Sachen Bremsverhalten und bei einer Menge anderer Dinge. Ab jetzt müssen wir nur noch an den Bereichen arbeiten, mit denen wir die Leistung der BMW M 1000 RR auf den Asphalt bringen. Deshalb müssen wir weiterarbeiten und versuchen, diese verbesserte Performance zu nutzen.“

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Tom Sykes

Du warst eng in die Entwicklung der BMW M 1000 RR eingebunden. Was gefällt dir am neuen Bike am meisten?

„Der Motor gefällt mir natürlich, die Drehfreudigkeit des Motors, die das Handling recht agil macht. Ich mag das Chassis und wie es arbeitet. Die Herangehensweise von BMW beim Chassis sorgt dafür, dass es einfach für das WorldSBK-Projekt angepasst werden kann. Die Bremsperformance ist super. Die neuen Winglets helfen uns in manchen Streckenabschnitten. Und die Liste lässt sich fortsetzen. Wie ich sagte: Sie haben einen großartigen Job gemacht, dafür ein großes Dankeschön. Die Tatsache, dass nur eineinhalb Jahre nach der neuesten S Version diese M Version eingeführt wurde, zeigt die Mentalität und die Herangehensweise von BMW an das Rennsport-Projekt. Das ist sehr schön zu wissen.“

Die BMW M 1000 RR hat ihre Wurzeln im Rennsport – profitieren davon auch die „normalen“ Fahrer, die die Serienversion auf der Straße fahren?

„Oh ja, sie profitieren sehr davon. Alles, was wir auf der Rennstrecke machen, auch wenn es auf einem abgeschlossenen Kurs und bei hohen Geschwindigkeiten ist, dreht sich um die Feinabstimmung, darum die Perfektion zu finden, und diese kleinen Feinheiten hineinzubringen – sei es beim Handling, dem Bremsen, der Art, wie wir das Gas betätigen, der Leistungsabgabe und so weiter. Und es ist absolut keine Frage, dass die Straßenfahrer davon nur profitieren, egal ob sie die M Version auf der Straße fahren oder auf einer Rennstrecke. Was wir auf der Strecke machen verbessert nur das Endprodukt für den Kunden, der es kauft.“

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Die Tatsache, dass nur eineinhalb Jahre nach der neuesten S Version diese M Version eingeführt wurde, zeigt die Mentalität und die Herangehensweise von BMW an das Rennsport-Projekt.

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Tom Sykes

Tom Sykes

Du gehst in deine dritte Saison mit dem BMW Motorrad WorldSBK Team. Wie wichtig ist eine solche Kontinuität für einen Fahrer?

„Sie ist sehr wichtig. Für den Fahrer, aber ich denke sogar noch mehr für das Team und den Hersteller. Vor allem mit einem neuen Bike. Wenn du hier keine Kontinuität hast, kannst du leicht den Faden verlieren, wo du angefangen hast und wo du hinmöchtest. So einfach ist das. Ich denke, dass wir alle in diesem gesamten Projekt, von beiden Seiten, diese Kontinuität unbedingt bewahren wollten. Ich, BMW und SMR, wir alle haben die Kontinuität des gesamten Pakets verstanden und was uns allen dieses Projekt wert ist. Für mich war es also der logische Schritt. Ich denke auch, dass wir uns gegenseitig sehr respektieren. Wir schätzen die Anmerkungen und das Feedback des jeweils anderen, und es herrscht eine sehr schöne Arbeitsatmosphäre.“

Wenn man schon seit so vielen Jahren in der WorldSBK ist wie du, gibt es da Bereiche, in denen man sich als Fahrer persönlich noch weiter verbessern kann?

„Immer. Das ist alles, worum es im Rennsport geht. Um Weiterentwicklung, darum, Rekorde zu brechen. Es ist dasselbe, wenn ein Hersteller ein neues Bike an den Start bringt. Die Fahrer müssen sich auf dieses neue Bike einstellen. Manchmal kann es in manchen Bereichen sehr, sehr stark sein, hat aber in ein, zwei anderen Bereichen Schwächen. Im Rennsport kann man ein Paket generell immens verbessern, aber es ist immer auch ein kleiner Kompromiss. Es kann passieren, dass man, sagen wir, neun Bereiche verbessert, aber dafür vielleicht in einem anderen Bereich Opfer bringen muss. Es geht also ganz darum, sich anzupassen und das Beste aus dem verfügbaren Gesamtpaket herauszuholen, egal ob Team, Fahrer oder Bike. So funktioniert das.“

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Tom Sykes auf der BMW R 18

Wir haben ja bereits über Serien-Motorräder gesprochen: Was sind deine Lieblingsmodelle aus der BMW Palette?

„Das ist recht einfach: Ich mag natürlich die BMW R nineT, einfach wegen ihres Retro-Stils. Und es macht immer Spaß, mit dem Boxer-Motor zu fahren. Ich habe eine, und für mich bedeutet sie gemütliche Spazierfahrten in Großbritannien. Wenn das Wetter gut ist, fahre ich gern einfach raus und gehe es dabei sehr gemütlich an. Aber als ich die BMW R 18 zum ersten Mal sah, kam diese natürlich sofort auf meine Einkaufsliste. Und ich bin sehr dankbar, denn ich konnte recht schnell eine bekommen. Ich bin auch schon einmal mit ihr auf Tour gegangen, aber im Winter in Großbritannien war das ein recht kühles Vergnügen. Ich hatte jedoch bei einem Event in Deutschland die Möglichkeit, das Bike durch eine fantastische Stadt zu fahren, ich habe alles eingesogen, die Sonne schien, und ich konnte das Bike bei wunderbarem Wetter genießen. Für mich ist das einfach ein wunderschönes Motorrad. Das ist, was ich gern mache. Ich verbringe viel Zeit damit, Rundenzeiten zu jagen. Und in meinem privaten Leben passen die BMW R 18 oder die BMW R nineT perfekt zu dem, was ich auf einer Tour über die Straßen machen möchte.“

Du bist bekannt für deine gute Laune. Bist du wirklich die meiste Zeit gut so drauf, und wie wichtig ist es, sich seine gute Laune zu bewahren?

„Ja, ich bin grundsätzlich gut gelaunt, weil ich viel habe, für das ich dankbar bin. Eines davon ist mein Beruf. Das ist mein Hobby, das mir riesigen Spaß macht. Ich versuche immer, möglichst viel Spaß zu haben, denn wenn du mir als Kind gesagt hättest, dass ich mit meinem Hobby mein Geld verdienen könnte, hätte ich das sofort angenommen und wäre sehr happy gewesen. Also ja: Ich genieße es, ich lache viele und mache viele Witze und bin grundsätzlich glücklich. Natürlich können wir schwierige Zeiten haben, aber dann ist es wichtig, sich seine gute Laune zu erhalten, denn die guten Zeiten werden wieder kommen.“

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Ja, ich bin grundsätzlich gut gelaunt, weil ich viel habe, für das ich dankbar bin.

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Tom Sykes

Tom Sykes

Wie wirst du die kommenden Wochen bist zu den ersten Rennen in Aragón verbringen, um dich auf die Saison vorzubereiten?

„Mit konzentrierter Arbeit. Wir haben bei den Tests viele Daten gesammelt. Und beim letzten Test ging es für mich auch mehr darum, Informationen zusammenzutragen, denn in Sachen Rundenzeiten-Performance haben wir sicherlich noch nicht das Beste aus dem Gesamtpaket herausgeholt. Ich werde also in Großbritannien zum Team fahren. Ich möchte mich mit meinen Crewchief und meinen Mechanikern zusammensetzen und mich mit ihnen durch das Bike arbeiten. Wir haben vieles ausprobiert, über kleine Anpassungen über die Sitzposition bis hin zu einer Menge anderer kleiner Dinge. Wir werden uns also zusammensetzen und uns durch das arbeiten, was wir getestet haben, was war gut und was war schlecht, und uns anschauen, was wir tun können, um uns weiter zu verbessern. Aber ich werde natürlich auch mein Training und meine Vorbereitung fortsetzen. Und ich werde viel Zeit mit meinen beiden Töchtern verbringen. Denn wenn die Rennsaison beginnt, zumal mit den Reisebeschränkungen, könnte es sein, dass ich etwas weniger zuhause bin als sonst. Ich werde also Familienzeit aufholen und dann heißt es: Ready, Saisonauftakt!“

Und wie lauten deine Ziele für diese Saison?

„Die Ziele lauten, wieder Rennen zu gewinnen. Ich möchte Rennen gewinnen, ich möchte etwas konstanter vorn an der Spitze mitfahren. Im Idealfall möchte ich an jedem Wochenende um das Podium kämpfen. Das wäre das Ziel. Ich wollte noch nie sagen ‚Meisterschaft, Meisterschaft’, denn meiner Meinung nach gibt es eine Handvoll Fahrer, die den Titel holen können. Das Ziel lautet immer, Rennen zu gewinnen und um das Podium zu kämpfen. Die Meisterschaft ist dann natürlich das Endergebnis davon. Die Tatsache, dass BMW die M Version an den Start bringt, zeigt ganz klar, dass wir dasselbe Ziel haben. Und darauf werden wir alle gemeinsam hinarbeiten. Und wie ich sagte: Rennsiege, dafür gibt es keinen Ersatz, das ist, was mich am Morgen motiviert.“

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